„Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ – Jürgen Marcus sang diese Schnulze vor vielen Jahren, die von den Fußballfans dieser Nation schnell umgetextet wurde in „Eine neue Liga ist wie ein neues Leben“, was zumeist von den Anhängern der Aufsteiger intoniert wird. Bei RWE allerdings scheint es, als ob ein Abstieg dazu geführt hat, dass sowohl die Original - als auch die abgeänderte Version so absolut passt:
Die Fans in Essen sind dankbar geworden nach den beiden letzten wenig erfolgreichen und freudebringenden Spielzeiten. Die neue Liga – man führt sie nach zwei Spieltagen souverän an. Eine neue Liebe – der Verbund der Fans auf den Rängen mit den Spielern auf dem Rasen ist so eng wie lange nicht mehr, eben weil es für beide ein Neuanfang war, bei dem man zusammenstehen muss, um ihn erfolgreich zu meistern. Ein neues Leben – denn der RWE ist wieder da.
Wann hat man zuletzt so viel Grund zur Freude mit seinem Lieblingsclub gehabt? Oder aus etwas typischerer RWE-Fanperspektive gefragt: Wann gab es zuletzt so wenig zu meckern? Die Kaderzusammenstellung scheint ein Volltreffer gewesen zu sein, mit spielerisch starken und vor allem dem Verein irgendwie in besonderer Weise verbundenen Kickern.
Strunz und vor allem Kulm wird absolut vertraut. Und genau das ist das entscheidende, was diese „neue“ Liebe ausmacht: Vertrauen. Man hat wieder das Gefühl, dass das, was an der Hafenstraße passiert, richtig ist, dass man sich auf die Verantwortlichen verlassen kann. Der RWE ist wieder da (noch nicht zurück im Profifußball, aber zumindest zurück in den positiven Schlagzeilen), der RWE lebt wieder.
Bitte nicht falsch verstehen: Auch als Dauer-Verlierer liebt man seinen Verein und steht zu ihm. Aber im Erfolg wird diese Bindung neu belebt. Zum Angeben mit RWE gegenüber fehlgeleiteten Kollegen und Freunden reicht es noch nicht, dazu ist Liga vier einfach zu bedeutungslos. Aber stolz sein, ja, stolz sein kann man endlich wieder auf Essen, der Club ist wieder vorzeigbar.
Der Neuaufbau, der nach dem Doppelabstieg notwendig war, ist auch eine Chance – und man ist auf dem besten Wege, diese Chance zu nutzen! In dieser Saison kann – unabhängig davon, ob die Siegesserie gegen Kaiserslautern weiter geht (dann aber umso mehr) – das Fundament gelegt werden, um Mannschaft und Fans noch enger zusammenzuschweißen für die Rückkehr in den Profifußball. Und dann gemeinsam im Sommer 2009 anstimmen zu können „Eine neue Liga ist wie ein neues Leben“ – dann als Aufsteiger.